HCS Human Capital SystemVirtuelles Lebenswerk von Heinrich Keßler, Appenweier
Kontext: "Rechtliches: Verträge und Vereinbarungen"



Umgang mit Rechtsmitteln.

Als ich 1970 meine Grundeinweisung in das Rechtswesen erhielt, antwortete der seinerzeitige Dozent auf die aufgeworfenen Rechtsfragen und angemessenen Rechtsmitteln immer wieder mit: "Das, was Sie jetzt wissen müssen, steht im Gesetz, nicht in meinem schönen Gesicht!" Er prägte uns damit ein, dass wir bei Zweifelsfragen immer wie folgt vorgehen sollten:

  1. Machen Sie sich ein eigenes Bild von der Rechtslage.
  2. Schauen Sie in den einschlägigen Gesetzen und Paragraphen nach, was dort geregelt ist.
  3. Überprüfen Sie die Passungen.
  4. Ermitteln Sie die Abweichungen.
  5. Vertiefen Sie die offenen Fragen, Zweifelsfragen oder alternativen Bewertungen durch Studium der Rechtsprechung.
  6. Bewerten Sie dann ihre Rechtslage neu.
  7. Wenden Sie sich (spätestens) jetzt mit der ursprünglichen und der aktualisierten bewerteten Rechtslage an eine Person Ihres Vertrauens: "Schauen Sie mir (erst) jetzt ins Gesicht."
  8. Akzeptieren Sie die formale Rechtslage.
  9. Ermitteln Sie das geeignete zweckdienliche Vorgehen und die möglichen Rechtsmittel.
  10. Bringen Sie die Sachen möglichst in Ordnung und schließen Sie Frieden.

Als Fazit ergab sich (fast immer):

Die am häufigsten eingesetzten, wirksamsten und erfolgversprechendsten Rechtsmittel sind:

  1. Verweigerung von Versprechen, die nicht eingehalten werden (können, dürfen, sollen, müssen).
  2. Einhaltung der eingegangenen Verpflichtungen.
  3. Selbstbeschränkung in der Wahrnehmung der eigenen Rechte; keine Ausbeutung der formalen besseren Rechtsposition.
  4. Bestmögliche Erfüllung der Vereinbarungen.
  5. "Großzügigkeit" und "Gnade vor Recht" gegenüber Dritten für die Nachteile, die  unverschuldet zugefügt wurden.
  6. Konsequenz und Härte gegenüber allen, die täuschen, vortäuschen, "Leute über den Tisch ziehen", ausbeuten oder ihre Verpflichtungen und Pflichten verweigern.
  7. Wahrnehmung und Akzeptanz der eigenen Beiträge zur jeweiligen Rechtslage und deren Konsequenzen.
  8. Vertrauen (in andere) und Vorsicht (vor der eigenen Gier!)
  9. Vergleiche schließen.
  10. Lernen aus den Erfahrungen.